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Und weiter geht es mit dem nächsten Coding Agenten in meiner Blog-Serie. Dieses mal habe ich Qwen Code getestet und euch alles mal zusammengeschrieben.
Als Test habe ich ihm die Aufgabe gegeben, eine bestehende Software von mir zu erweitern. Es ist kein super kompllizierte Aufgabe aber eine bei der bestehender Code erweitert werden muss und ggf. einige Dateien angefasst werden müssen. Mal sehen wie Qwen Code sich schlägt.
Die Mission
Um Qwen Code auf die Probe zu stellen, gab ich ihm eine Aufgabe, die auf der To-Do-Liste für meine Webhook Browser Extension stand: die Implementierung einer Gruppen-Funktion für Webhooks. Fast könnte man die Aufgabe als Fleißaufgabe bezeichnen. Das Feature ist nützlich, aber nicht unbedingt die kreativste Herausforderung und damit ein perfekter Kandidat, um den eigenen "Programmier-Vibe" zu stören.
Setup: Der schnelle Weg zum Agenten
Die Einrichtung von Qwen Code ist erfrischend unkompliziert. Der Agent läuft direkt im Terminal und wird über NPM installiert:
npm install -g @qwen-code/qwen-code
Die Anbindung erfolgt über eine OpenAI-kompatible Schnittstelle, für die man lediglich einen API-Schlüssel aus dem "Model Studio" der Alibaba Cloud benötigt. Mit einem großzügigen Startguthaben von einer Million Tokens für das "Qwen-Plus"-Modell konnte ich direkt loslegen. Es gibt auch ein Open Source Modell. Ich habe mich aber entschieden mal eines der sogenannten Flagship-Modelle von Alibaba Cloud zu testen.
export OPENAI_API_KEY="your_api_key_here"
export OPENAI_BASE_URL="https://dashscope-intl.aliyuncs.com/compatible-mode/v1"
export OPENAI_MODEL="qwen3-coder-plus"
Danach kann man direkt über das Kommando qwen
Qwen Code zum Leben erwecken.
Mein Prompt war denkbar einfach: "I want to manage my webhooks in groups." Was dann geschah, war der perfekte Beleg dafür, wie ein KI-Agent den Entwickler-Flow unterstützt:
Autonome Analyse und Planung
Statt dass ich mich durch den Code wühlen musste, übernahm Qwen diese Aufgabe. Der Agent analysierte selbstständig die relevanten Projektdateien (popup.js
, options.js
, tests/options.test.js
etc.), um den Kontext und die Struktur der Extension zu verstehen. Basierend darauf erstellte er einen klaren Plan, den er mir zur Bestätigung vorlegte.
Vibe-Faktor: Enorm hoch. Der mühsame erste Schritt des Einarbeitens und Planens wurde mir komplett abgenommen. Ich konnte auf einer höheren Abstraktionsebene bleiben und musste mich nicht mit den Details der Implementierung befassen.
Implementierung als Co-Pilot
Qwen begann, den Plan systematisch abzuarbeiten. Er modifizierte die Datenstruktur, passte die Benutzeroberfläche an, aktualisierte die Unit-Tests und fügte sogar die notwendigen Lokalisierungs-Strings hinzu. Das Beste daran: Ich konnte dem Agenten zusehen, seine Entscheidungen nachvollziehen und jederzeit eingreifen.
Vibe-Faktor: Perfekt. Anstatt mich mit kleinteiligem Code zu beschäftigen, konnte ich die Rolle eines Reviewers oder Architekten einnehmen. Ich habe die grobe Richtung vorgegeben, und der Agent hat die Detailarbeit erledigt.
Interation und Kontrolle
Ein entscheidender Punkt für gelungenes Vibe-Coding ist Kontrolle. Qwen agiert nicht im Verborgenen. Bevor der Agent einen Shell-Befehl wie npm test
ausführen wollte, hielt er an und bat um meine explizite Erlaubnis. Diese interaktive Vorgehensweise schafft Vertrauen und stellt sicher, dass ich als Entwickler immer das letzte Wort habe.
Vibe-Faktor: Kritisch für den Flow. Kontrollverlust ist ein absoluter Vibe-Killer. Qwens Ansatz, den Entwickler einzubeziehen, ist hier goldrichtig.
Das Ergebnis
Nach kurzer Zeit hatte Qwen nicht nur die grundlegende Gruppenfunktionalität implementiert, sondern auf meinen Wunsch hin sogar eine Drag-and-Drop-Sortierung nachgerüstet. Die Tests liefen, die UI war angepasst, und ein Feature, das ich wochenlang vor mir hergeschoben hatte, war in einem Bruchteil der Zeit fertig.
Vibe-Faktor: Maximal. Ich konnte eine unliebsame Aufgabe delegieren und meine mentale Energie für die nächste, spannendere Herausforderung sparen.
Was ich als sehr nett empfand war die schöne Zusammenfassung am Ende einer Aufgabe:
Weitere Iterationen und Fine-Tuning
Das Ergebnis der ersten Iteration in meinem Test war fast perfekt. Ein Label war nicht übersetzt. Die Funktion war aber immer gegeben. Auch die Tests liefen alle. Wie im Screenshot zu sehen waren die Gruppen vornanden und man konnte diese auch anlegen.
Ich war allerdings beim test noch nicht ganz mit der Usability zufrieden und habe Qwen Code danach noch in zwei weiteren Iterationen den Code optimieren gelassen und die Gruppenlogik komplett in einen eigenen Dialog packen lassen. Das hatte ebenfalls direkt funktioniert. Drag&Drop für die Gruppen war auch kein Problem. Auch da lies ich noch einmal nachbessern. Am Ende passte das Feature für mich. Keine einzige Zeile Code musste von mir angepasst werden!
Der Code ist als Pull Request in GitHub einsehbar: https://github.com/muench-dev/web-ext-webhook-trigger/pull/18
Zu viele Token verbraucht?
So beeindruckend die Leistung ist, sie ist nicht kostenlos. Die gesamte Session zur Implementierung des Features, inklusive der iterativen Verbesserungen und der Drag-and-Drop-Funktion, hat am Ende über 6 Millionen Tokens verbraucht.
Das kostenlose Startguthaben von einer Million Tokens war damit bei Weitem überschritten. Diese Zahl ist ernüchternd und rückt die Wirtschaftlichkeit in ein anderes Licht. Es zeigt, dass Vibe-Coding mit potenten KI-Agenten eine Ressource ist, mit der man sehr bewusst umgehen muss. Die Kosten-Nutzen-Rechnung muss stimmen: Lohnt sich der massive Token-Verbrauch, um wenige Stunden Entwicklerzeit zu sparen? Für Open-Source-Projekte ist das aktuell kaum tragbar, für Unternehmen wird es zu einer strategischen und finanziellen Entscheidung.
Was ist eure Meinung dazu?
Fazit
Meine Erfahrung mit Qwen Code hat das Konzept des Vibe-Codings waren durchaus sehr gut was die Qualität des Ergebnis angeht. Der Agent hat die Rolle eines fähigen Co-Piloten eingenommen, der mir die lästigen "Vibe-Killer" abnimmt und es mir ermöglicht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die kreative Problemlösung und die architektonische Vision.
Wir entwickeln uns weg vom reinen "Coder" hin zum "Dirigenten", der ein Orchester aus KI-Agenten leitet. Wir geben den Takt vor, definieren die Melodie und überlassen die Ausführung der einzelnen Instrumente zunehmend den spezialisierten Assistenten. Qwen Code hat gezeigt, dass er ein sehr fähiger, wenn auch kostspieliger Musiker in diesem Orchester ist. Das Vibe-Coding ist keine Zukunftsmusik mehr – es ist die Gegenwart, aber eine, für die wir noch das richtige Preis-Leistungs-Modell finden müssen.
Im Business-Context mag man das aber anders beurteilen.
Was ich in meiner Betrachung gerade nicht einbzeogen habe, ist die Sicherheit und der Datenschutz. Bei Open Source Projekten mag das nicht so ganz ins Gewicht fallen wo das Modell läuft.